84 Charing Cross Road ist ein Buch der amerikanischen Schriftstellerin Helene Hanff, welches 1970 veröffentlicht wurde. In diesem Buch erzählt sie von ihrer 20-jährigen Brieffreundschaft (1949-1969) mit dem Londoner Buchhändler Frank Doel. Es ist ein Buch über eine Grenzen überschreitende Freundschaft, die eng mit dem Papier verbunden ist.
Ein zufälliges Kennenlernen
Die Brieffreundschaft fing mit einer einfachen Zeitungsanzeige an. Helene war damals eine arme amerikanische Schriftstellerin, die in New York viele seltene Editionen britischer Bücher, die sie gerne besitzen wollte, nicht finden konnte. 1949 sah sie zufällig eine Anzeige in der Zeitung Saturday Review of Literature.
Diese Anzeige zeigte ihr den Buchladen Marks & Co., der sich in London auf vergriffene Bücher spezialisierte. Daraufhin schrieb sie sofort einen Brief an den Laden und fragte nach Kopien von Büchern, die jeweils nicht mehr als fünf US-Dollar kosteten. Nach drei Wochen schrieb der Mitarbeiter Frank zurück und schickte ihr die Kopien. Von da an wandte sich Helene immer an diesen, von ihr weit entfernten, Buchladen. Wegen des gleichen Geschmacks für Bücher entwickelte sich allmählich eine Freundschaft zwischen der amerikanischen Schriftstellerin und dem britischen Buchhändler. Obwohl sie sich in zwanzig Jahren nie trafen, schätzte Helene Frank sehr. Im Brief am 10. März 1961 schrieb sie:
„You see how it is, Frankie, you are the only soul alive who understands me.“
1969 hörte die Korrespondenz wegen Franks Tod leider auf.
Briefe zwischen den zwei Kontinenten
Verglichen mit heute dauerte das Verschicken eines Briefs von den USA nach England während der 1950er und 1960er Jahren viel länger. Anhand der Daten von Helene und Franks Briefen kann man erahnen, dass ein Brief damals ungefähr eine Woche von New York nach London und andersherum brauchte. Trotzdem führten die beiden über zwanzig Jahre lang eine rege Korrespondenz. In den Briefen diskutierten sie gerne über verschiedene Themen wie englische Literatur, ihr Berufsleben, aber auch persönliche Dinge. Darüber hinaus benutzten sie unterschiedliches Briefpapier und hatten verschiedene Schreibstile. Frank schrieb immer auf dem Briefpapier mit dem Briefkopf des Buchladens Marks & Co. Seine Briefe fingen oft mit „I have to thank you for…“ oder „We are glad that you liked…“ an. Man kann nicht viele persönliche Emotionen in seinen Briefen wahrnehmen, da er einen ruhigen und ernsten Eindruck machte. Im Gegensatz dazu waren Helenes Briefe, die sie mit ihrer Schreibmaschine schrieb, lockerer und humorvoller. Sie nannte Frank Frankie und war sehr bereit, ihrem britischen Freund ihr persönliches Leben mitzuteilen. Einmal wollte sie Frank daran erinnern, dass er die Bücher für sie schneller finden sollte. Deswegen schrieb sie:
„I have made arrangements with the Easter bunny to bring you an Egg, he will get over there and find you have died of Inertia…Well, don’t just sit there! Go find it!“
Helene war auch eine hilfsbereite Person. Nach dem zweiten Weltkrieg war die schlechte Nahrungsmittelversorgung ein großes Problem in Großbritannien. Obwohl sie als Schriftstellerin nicht viel Geld verdiente, schickte sie oft Briefe mit Essen wie Eiern nach London. In seinen Briefe zeigte Frank große Dankbarkeit dafür und lud Helene immer dazu ein, ihn in Großbritannien zu besuchen:
„It was most kind of you to spend your hard-earned money on us like this, and the rest of the staff join me in saying thanks a lot… We are waiting to hear whether you are finally coming to England this summer.“
Die anderen Mitarbeiter von Marks & Co. schrieben ebenfalls gerne an Helene und erzählten ihr von der britischen Kultur. So erklärte Franks Mitarbeiterin Cecily in einem Brief vom 20 Februar 1951 Helene ausführlich, wie man Yorkshire Pudding macht. Die Brieffreundschaft machte Helene sehr glücklich, denn durch die Briefe und gegenseitige Hilfe wurden Helene und Frank schließlich beste Freunde, obwohl sie sich nie trafen.
Auf der Suche nach Büchern
Helene interessierte sich sehr für englische Literatur vom 17. bis zum 19. Jahrhundert, wie zum Beispiel Pride and Prejudice von Jane Austen oder Izaak Waltons The Compleat Angler. Wegen des gemeinsamen Interesses an Büchern, insbesondere an diesen seltenen Editionen, war Frank immer bereit, die Bücher im ganzen Land zu suchen, die Helene brauchte. Wenn er gute Editionen der Bücher fand, kaufte er sie und schickte diese mit einem Brief zu ihr. Manchmal waren die Bücher aber zu teuer für Helene. In diesem Fall fertigte er Kopien an und schickte ihr diese stattdessen. Solche Papierpakete, die gleichzeitig mehrere Papiere transportierten, machten Helene sehr glücklich und verstärkten auch die Freundschaft zwischen ihnen. In Franks Brief vom 20. September 1950 teilte er Helene mit, dass Marks & Co. jetzt Oxford Book of English Verse auf Lager habe. Fünf Tage später schrieb die Schriftstellerin hocherfreut zurück:
„Yes I want it. I won’t be fit to live with myself. I’ve never cared about first edition per se, but a first edition of THAT book—! oh my. … Why should I run all the way down to 17th St. to buy dirty, badly made books when I can buy clean, beautiful ones from you without leaving the typewriter? From where I sit, London’s a lot closer than 17th Street.“
Natürlich ist London für Helene in der Wirklichkeit viel weiter weg als die 17th Street in New York. Aber durch Franks beharrliche Suche nach den Büchern und seiner Papierpakete erschien die räumliche Entfernung plötzlich gar nicht mehr so groß.
Die Macht des Papiers
Die wertvolle Freundschaft zwischen Helene und Frank wurde durch Papiere aufgebaut und bekräftigt. Durch Briefe tauschten sie ihre Gedanken miteinander aus und kamen sich allmählich näher. Die Geschichte zeigt uns auch, dass das Papier als Träger des Wissens fungieren kann. Die Pakete aus London, die die Kopien von Büchern transportierten, verbesserten Helenes Kenntnisse über das ferne Land und inspirierten sie auch für ihre eigene Werke. Papier hat deshalb die Macht, eine Freundschaft über tausende Kilometer zu verwirklichen.
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Liebe Yichi,
es hat großen Spaß gemacht deinen Beitrag zu reviewen. Ich werde das Buch auf jeden Fall in den Ferien lesen: es hört sich nach einer spannenden Freundschaftsgeschichte an.
Es freut mich sehr, dass du das Buch lesen möchtest:)
Hi Frederica, es freut mich sehr, dass du das Buch lesen möchtest!:)