Von Comedy bis Politdrama – Produktionsfirmen fesseln uns mit immer neuen Serien und Filmen an den Bildschirm. Dabei hat eine starke Immersion in die Handlung nicht nur positive Seiten. Denn vermutlich jede*r von uns kennt das Gefühl, wenn geliebte Serien- oder Filmfiguren den Tod erleiden müssen. Die Auseinandersetzung mit dem Tod garantiert den Charakteren mitunter ein Nachleben.

Wer das Fantasy-Epos Game of Thrones gesehen hat, dem ist der Begriff „Valar Morghulis“ bestens bekannt. Der über acht Staffeln beinahe mantraartig wiederholte Ausspruch bedeutet in der fiktiven Sprache valyrisch „jeder Mann muss sterben“. Dabei hätte der Schöpfer der Welt George R.R. Martin kaum passender die Handlung zusammenfassen können. Sowohl in der noch immer unvollendeten Buchreihe als auch in der HBO-Adaption sterben wohl mehr Charaktere vorzeitig, von denen man stets dachte, dass man mit ihnen gemeinsam den Weg bis zum Ende der Geschichte gehen würde, als in kaum einer anderen Saga.

Infografik: So tödlich ist Game of Thrones | Statista

Über 100 Haupt- und Nebencharaktere sterben in den acht Staffeln. Laut Statista sterben allein in den letzten beiden Staffeln 1.096 beziehungsweise 4.548 Figuren. Dies führte bei Zuschauerinnen und Zuschauern bisweilen zu Entsetzen. Besonders zentral ist dabei die Rolle der Daenerys Targaryen, die über sieben Staffeln als moralische Instanz und weibliches Rolemodel aufgebaut wird. So schafft sie in eroberten Städten die Sklaverei ab und stellt ihren Soldaten frei, ob sie für sie kämpfen wollen. Sie ist diejenige, die die tyrannische Herrschaft der Lannister Familie über den Kontinent beenden und alles zum Besseren wenden soll.

Eltern benennen Kinder nach geliebten verstorbenen Charakteren

Bereits viele Jahre vor dem Serienende stürmten die Namen Daenerys und Khaleesi die Charts der beliebtesten Mädchennamen. Serienkenner wissen, wie schlecht die Entscheidung dieser Eltern gealtert ist. Zwar schafften es Khaleesi und Daenerys weder hierzulande noch in den USA unter die 1.000 beliebtesten Kindernamen, doch leben nun weltweit mehrere tausend Kinder mit diesem Namen. Und egal wie man zu den Werten, die der Charakter vertrat, nun stehen mag – diese Kinder werden auch noch lange nach dem Serientod im Jahr 2019 an Daenerys Targaryen und das Meisterwerk Game of Thrones erinnern. Eine Ehre, die Lord Voldemort aus der Harry Potter-Reihe trotz ähnlich blutigen Vorgehens nie zuteil wurde. Aber auch abseits des Game-of-Thrones-Universums benennen Eltern ihre Kinder nach Film- und Seriencharakteren, die den Leinwandtod sterben mussten. So wurden etwa Kinder nach dem Mädchen Rue aus Tribute von Panem oder Dobby aus Harry Potter getauft.

Prequels, Sequels und Fanfiction

Wo wir gerade beim britischen Zauberlehrling sind – auch hier ließ das Ableben von Charakteren rund um die Welt Fans in tiefer Trauer zurück. Neben Dobby, dem Hauselfen, hat es ganz offenbar Schulleiter Albus Dumbledore den Fans angetan. Auch über zehn Jahre nach Ausstrahlung des letzten Films erscheint noch Fanfiction über den geheimnisvollen Zauberer. Hier führen Fans einer Serie oder eines Films diese weiter, indem sie selbst weitere fiktive Geschichten über die Abenteuer ihrer Lieblingscharaktere schreiben und sie so am Leben halten. So findet man auf unzähligen Fanfiction-Seiten allerhand zum frühen Leben Dumbledores und anderen Figuren, die in den Filmen und Büchern Erwähnung finden. Natürlich hat die Fangemeinde auch alternative Enden der Geschichte erfunden und auf Seiten wie Pottermore und anderen einschlägigen Seiten publik gemacht.

Dass dies natürlich nicht die offizielle Fassung der Originalautorin ist, spielt dabei für die Onlinegemeinde eine untergeordnete Rolle. Interessant ist für sie eher, erneut die Gefühle zu durchleben, die man einst beim Lesen der Bücher empfunden hatte. So wird die Erinnerung an geliebte Romanreihen und im Speziellen an verstorbene Charaktere wie Dumbledore, Dobby und Co. aufrechterhalten. Besonders beliebt ist Fanfiction bei der Zuschauerschaft des Fantasygenres.

Tatsächlich verarbeitet aber nicht nur die Fangemeinde den Tod von Charakteren aus Serien und Filmen, sondern teils auch die Produzierenden selbst. Auch hier eignet sich die Harry Potter-Reihe als Exempel. So starb Dumbledore im Film zwar bereits in Teil sechs der Reihe, der 2009 in die Kinos kam. Warner Bros. ließ den Magier aber schon 2016 wieder „auferstehen“ – in Form des Prequels Fantastische Tierwesen. Dieses umfasst mittlerweile selbst drei Teile, in denen Fans Neues über einen deutlich jüngeren Dumbledore erfahren. Neu ist hier auch der Schauspieler, übernimmt doch Jude Law die Rolle von Michael Gambon und dem verstorbenen Richard Harris.

Nicht nur Fantasyfiguren werden wieder zum Leben erweckt

Seit einigen Jahren existiert auch ein von J.K. Rowling mitproduziertes Musical mit dem Titel Das verwunschene Kind, in dem Dumbledore neben Harry Potter einen Platz im Cast hat. Der 2021 erschienene Film El Camino schließt hingegen als Sequel an die Serie Breaking Bad an, die seinerzeit mit einem Cliffhänger endete. Auch der ehemalige Protagonist Heisenberg alias Bryan Cranston erhält hier nach seinem Serientod sechs Jahre zuvor Leinwandzeit. Es stellt sich allerdings die Frage, ob hier die Verarbeitung des Filmtodes von verstorbenen Charakteren der Haupttreiber ist, so wie bei der Fanfiction der Anhängerschaft, oder ob nicht eher monetäre Motive vordergründig sind.

Solche Fortsetzungen der Geschichten können bei trauernden Fans jedoch tatsächlich zu Linderung führen, wenn etwa der Tod Dumbledores im folgenden Teil von Harry persönlich gerächt wird.

Fans schlüpfen in die Haut verstorbener Helden

Cosplayerin

Eine Cosplayerin im Kostüm. Foto:Pixabay

Auch sogenannte Fanart erfreut sich einiger Popularität. Hier wird der Tod der Serien- und Filmfiguren etwa durch gemalte Bilder, erschaffene Skulpturen oder ganz einfach Memes in sozialen Netzwerken verarbeitet. Ein noch persönlicherer Umgang mit dem Leinwandtod ist Cosplay, bei dem man das Aussehen und Verhalten von Seriencharakteren möglichst genau nachahmt.

So oder so ist die Beschäftigung mit dem Tod von Serien- und Filmfiguren eine Win-win-Situation: Die trauernden Fans führen sich die Werte und das Wesen der verstorbenen Helden und Heldinnen noch einmal zu Gemüte und können in gewisser Hinsicht diese Trauer lindern. Die Produktionsfirmen bringen so ein Gelddruck-Perpetuum Mobile in Gang, an dem sie fürstlich verdienen. Die schockierte Fangemeinde ist emotionalisiert, tut dies überall kund, macht so (unbewusst) weiter kostenlos Werbung für die Serie oder den Film und kann bereits als sichere*r Kinokartenbesitzer*in für Pre- und Sequels eingeplant werden. Dies funktioniert im Optimalfall über ein halbes Jahrhundert, wie man bei Star Wars sieht. So werden auch neue Generationen an Kino- und Serienfans in den Bann gezogen, falls die alten zu alt werden. Denn „Valar Morghulis“.

 

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