Coffee-to-go

Jedes Jahr werden etwa 2,8 Milliarden Einwegbecher für einen Coffee-to-go verwendet – alleine in Deutschland. Die Becher landen nach einem kurzen Genuss im Müll und summieren sich zu 40.000 Tonnen, die nicht recycelt werden können. Nach Angabe des Deutschen Kaffeeverbands wird jede vierte Tasse außer Haus getrunken, pro Kopf sind das rund 40 Liter Kaffee im Jahr. Diese Zahlen lassen erahnen, warum die Einweg-Kaffeebecher ein solch immenses Müllproblem verursachen. Dem Wegwerf-Wahnsinn stellen sich inzwischen jedoch nicht nur viele Bürger, sondern auch Städte, Firmen und Initiativen entgegen. Deutschlandweit bekannt ist inzwischen das Recup-Pfandsystem, welches im Jahr 2016 von einer Münchner Firma entwickelt wurde. Doch auch in Tübingen hat sich mit Besser Bechern eine vielversprechende Initiative zur Vermeidung von (Papier-)Müll gegründet. 

Das Problem mit den traditionellen Pappbechern ist eigentlich leicht zu erklären: Recycler sind bis heute nicht in der Lage, die Becher wiederverwendbar zu verarbeiten. Um die Pappe zu versiegeln, wird die Innenseite der Becher mit Plastik beschichtet. Diese Papp-Plastik-Mischung ist praktisch nicht recyclebar, da die Beschichtung sich nur schwer wieder von der Pappe trennen lässt. Daher enden Papierbecher zur Entsorgung meist in der Verbrennungsanlage. Der klassische Coffee-to-go-Becher verursacht also eine große Menge Müll.

Überfüllter Mülleimer in München Ⓒ Djordje Matkovic

Recup: Ein Pfandsystem erobert Deutschland

Recup: Ein Pfandsystem erobert Deutschland Ⓒ Kibrom Z.

Dass Kaffee zum Mitnehmen auch nachhaltig geht, zeigt zum Beispiel die Münchner Firma Recup. Die Vision: „Das Coffee-to-go-Geschäft revolutionieren und den Kaffee im Einwegbecher für immer von der Bildfläche verschwinden zu lassen“, so die Marketingabteilung der Firma. Recup ist ein deutschlandweites Pfandsystem, das darauf abzielt, Einwegbecher durch wiederverwendbare Becher zu ersetzen. Die Prämisse ist genau wie bei einem Bierglas: Wer seinen Kaffee im wiederverwendbaren Becher kauft, zahlt ein Pfand auf den Becher und erhält sein Geld zurück, wenn er den Behälter wieder zurückgibt. Der wiederverwendbare Deckel, der auf alle Bechergrößen passt, ist nicht Bestandteil des Pfandsystems, weil er nicht so leicht gereinigt werden kann. Der Deckel wird an die Kunden verkauft, und der Nutzer muss ihn dann selbst abwaschen. In jeder Stadt ziert den Becher ein eigenes lokales Logo. Man kann das Pfand aber trotzdem an jedem der tausend Standorte im Land zurückerhalten. Es gibt sogar eine App, die zeigt, wo der Cup überall zurückgegeben werden kann.

Das Unternehmen hat bisher mehr als 350.000 Becher im Umlauf und damit schon bis zu einer Million Einwegbecher umweltfreundlich ersetzt. Jeder Becher überlebt bis zu 500 Spülgänge in der Spülmaschine. Wenn er dann das Ende seiner Nutzungsdauer erreicht hat, ist das Material – Polypropylen – sogar wieder recyclebar. Trotz der Erfolgsgeschichte von Recup liegt noch viel Arbeit vor dem jungen Unternehmen: „Natürlich hat Recup den Planeten noch nicht gerettet. Nur ein kleiner Teil der Cafés der Städte bietet heute schon Recups an, und selbst dort werden sie nicht von allen genutzt.“ Aber: Auch wenn Recup das Müllproblem nicht allein lösen kann, steht fest, dass das Projekt eine starke symbolische Kraft hat. Es ist zu einem Aushängeschild für eine Kultur der Nachhaltigkeit geworden. Durch ein Projekt wie Recup erhält jeder einzelne eine Möglichkeit, zumindest einen kleinen Beitrag zu einer nachhaltigeren Gesellschaft zu leisten und das, ohne selbst einen großen Aufwand zu haben. Dass das Pfandsystem deutschlandweit verbreitet ist und auch funktioniert, ist dabei sicherlich ein Grund für den Erfolg der Idee.

Besser Bechern: Nachhaltiger Konsum auch in Tübingen

Besser Bechern Plakat Ⓒ tü-go.de

Neben bundesweiten Projekten wie Recup entstehen auch in der Region Ideen für einen nachhaltigeren Konsum ohne Pappbecher. Die Aktion Besser Bechern wurde durch das Aktionsbündnis „Müllarmes Tübingen“ ins Leben gerufen. Bündnispartner sind unter anderem die Eberhard-Karls-Universität und die Stadt Tübingen. Besser Bechern bedeutet, dass jeder, der seinen eigenen Mehrwegbecher in eines der teilnehmenden Geschäfte mitbringt, einen Rabatt auf seinen Kaffee von mindestens 20 Cent bekommt. Durch diesen finanziellen Anreiz sollen Menschen zu einem nachhaltigeren Verhalten motiviert werden. Teil der Besser Bechern-Aktion und Flaggschiff der Kampagne sind die sogenannten Keepcups. Für 8,95 Euro kauft man einen Mehrwegbecher, der bis zu 1.500 Mal verwendet werden kann. Durch die Nutzung eines Keepcups lässt sich im Vergleich zum Wegwerfbecher 99 Prozent der Müllmenge einsparen. Und auch der Keepcup lässt sich – wie der Recup – recyceln. Um „besser zu bechern“ kann entweder ein Keepcup oder aber ein eigener Mehrwegbecher verwendet werden.

Coffee-to-go im Mehrwegbecher: Ein wichtiges Symbol

Spätestens seitdem Greta Thunberg mit ihrem wöchentlichen Schulstreik die „Fridays for Future“-Proteste angestoßen hat, ist das Thema Nachhaltigkeit fast jedem ein Begriff. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich für den Klimaschutz ein und fordern einen nachhaltigen und langfristigen Umgang mit Ressourcen. Auch wenn sich „Fridays for Future“ in erster Linie auf die Faktoren Energieerzeugung, Wohnen und Bauen, Industrie, Transport und Verkehr sowie Landwirtschaft bezieht, ist auch ein nachhaltiger Konsum und die Vermeidung von Müll Teil der Lösung. In diesem Sinne sind Unternehmen wie Recup und Initiativen wie besser Bechern nicht nur wichtig, um den Menschen dabei zu helfen, Müll einzusparen. Ebenso wichtig ist es, dass Recup und Keepcup das Bewusstsein für einen nachhaltigen Konsum steigern können. Während der Recup durch ein schönes Design und deutschlandweite Logos überzeugen kann, bietet der Keepcup sogar einen finanziellen Vorteil für den Konsumenten. Wer jeden Tag einen Coffee-to-go trinkt, hat in weniger als zwei Monate den Einkaufspreis für den Keepcup wieder eingespart. Und während große Firmen wie McDonalds ewig weiter grübeln, wie Einwegbecher umweltfreundlicher entsorgt werden können (siehe hier), unternehmen kleine Startups und Aktionsbündnisse – zum Beispiel in München und Tübingen – tatsächlich heute etwas gegen den Müllberg und machen mit einer einfachen Idee, die erfolgreich umgesetzt wurde, jetzt schon einen Unterschied.

 


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3 Kommentare
  1. Shanting Hu
    Shanting Hu sagte:

    Vielen Dank für deinen Blog! Ich finde das Recup-Projekt sehr effektiv. Ich denke, dass viele andere Länder von diesem Ansatz lernen können. Dies erinnert mich an ein ähnliches Projekt bei Starbucks, bei dem Kunden etwas Geld sparen können, wenn sie Starbucks Mehrwegbecher zum Kaufen von Getränken verwenden.

  2. Robert Galiard
    Robert Galiard sagte:

    convenience > sustainability? Hoffentlich setzt sich Prinzip der Keepcups auch in weiteren Bereichen durch!

  3. Stefanie Hoschka
    Stefanie Hoschka sagte:

    Ich habe auch schon bei mehreren Cafés gesehen, dass es Rabatt gibt, wenn man seinen eigenen Becher mitbringt. Was auf der anderen Seite jedoch auch nachvollziehbarer Weise diskutiert wird, ist das Thema Hygiene… wenn wir mal ehrlich sind, möchte ich den Milchaufschäumer nicht in dem Kaffeebecher eines jeden vor mir in der Schlange sehen. Mal gespannt, was sich da noch ergibt!

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